Phonetik und Sprachverarbeitung
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Pressemitteilung

Das IPS ist eines der wichtigsten phonetischen Forschungsinstitute der Welt, das sich in vielfältiger Weise mit der Erforschung gesprochener Sprache befasst. Das Institut ist besonders bekannt für seine Forschung zur gesprochenen Sprache in den Bereichen Sprachwandel, Sprachphysiologie und für seine sprachtechnologischen Entwicklungen. Auch Psycholinguistik und klinische Forschung zu Sprechstörungen gehören zu den Forschungsschwerpunkten des Instituts. Durch seine Erforschung der strukturellen, kognitiven und sozialen Eigenschaften von gesprochener Sprache übt das Institut immensen Einfluss auf viele Gebiete der Sprachwissenschaften aus.

Das IPS wurde 1972 unter dem Namen „Phonetik und Sprachliche Kommunikation“ von Professor Hans Günther Tillmann gegründet. Tillmann hatte den Lehrstuhl für Phonetik inne und integrierte das seit 1958 an der LMU bestehende Institut für Sprechkunde von Prof. Irmgard Weithase. Die Lehr- und Forschungsschwerpunkte von Weithase waren damals Sprechkunde und Sprechwissenschaft, Rhetorik und Vortragskunst sowie deutsche und angewandte Phonetik. Nach der Emeritierung von Weithase blieb diese Professur in sprechwissenschaftlicher Hand, als sie 1977 von Prof. Gerd Kegel besetzt wurde. Kegel war promovierter Linguist und habilitierter Psychologe, sodass die psycholinguistische Ausrichtung dieser Professur für Sprechwissenschaft nahe lag.

Tillmann initiierte Kontakte zur Industrie, was dem Institut sowohl Forschungsmittel als auch Zukunftsperspektiven für die Studierenden einbrachte. In diesem Zusammenhang wurde 1995 das Bayerische Archiv für Sprachsignale (BAS) als öffentliche Einrichtung der LMU gegründet und befindet sich seitdem am IPS. Durch das BAS nimmt das IPS eine Spitzenstellung in der Entwicklung webbasierter Sprachverarbeitungsdienste ein. Diese Web-Dienste stehen der Wissenschaft frei zur Verfügung und machen das IPS zu einer zentralen Technologie-Drehscheibe für die digitalen Geisteswissenschaften weltweit. Seit 2019 werden durchschnittlich 400.000 Mediendateien pro Monat für verschiedenste Disziplinen der Digital Humanities verarbeitet, darunter Linguistik, Musikwissenschaft, Geschichte und Volkskunde.

Professor Jonathan Harrington übernahm 2006, nach der Emeritierung von Tillmann, das Institut und führte es an die internationale Spitze der phonetischen Forschung. Der gebürtige Brite übersiedelte nach Stationen in Sydney und Kiel nach München, wo er seine internationale Vorreiterstellung in der phonetischen Forschung etablierte. Große Bekanntheit über die Fachwelt hinaus erlangte Harrington über seine Forschungen zum Lautwandel anhand der Analyse der Weihnachtsansprachen von Königin Elisabeth II. Zu den größten wissenschaftlichen Erfolgen des Instituts zählen fünf eingeworbene, überaus prestigereiche Grants des Europäischen Forschungsrates. Zahlreiche weitere eingeworbene Forschungsmittel von der DFG, dem BMBF und der Humboldtstiftung unterstreichen die Relevanz der Forschung am IPS. Das Institut wurde so zu einem wissenschaftlichen Magneten für Forscher:innen aus der ganzen Welt.

Für Studierende findet sich am IPS seit 2008 ein attraktiver BA- und MA-Studiengang, der – historisch gewachsen – Inhalte der Disziplinen Phonetik, Psycholinguistik und Sprachtechnologie verbindet. Inzwischen werden ca. 1/3 der Drittmittelprojekte von Nachwuchswissenschaftler:innen eingeworben und viele Absolvent:innen haben heute Hochschulpositionen inne.

Innovation und Expansion des Instituts zeigte sich erneut 2015, als sich die „Entwicklungsgruppe Klinische Neuropsychologie“ (EKN) am IPS ansiedelte, die Störungen des Sprechens nach Hirnschädigungen erforscht. 2021 wuchs das Institut nochmals, indem es einen der neu eingerichteten, prestigeträchtigen KI-Lehrstühle der LMU einwerben und Professor James Kirby dafür gewinnen konnte. Der Forschungsschwerpunkt der neuen Professur liegt darauf, eine große Vielfalt typologisch verschiedener Sprachen zu analysieren, um allgemeine, sprachübergreifende Ansätze zur menschlichen und maschinellen Kommunikation zu finden. Durch diese KI-Professur sichert sich das Institut wiederholt eine Vorreiterrolle in der Erforschung gesprochener Sprache.