Inneres Sprechen
Ansprechpartnerin: Prof. Dr. Anke Werani
[seit SoSe 2002] Das Faszinierende am inneren Sprechen ist, dass es die reichhaltigste, häufigste und privateste Erscheinung des Sprechens ist. Es handelt sich um das Sprechen-für-Mich und wird damit als eine Erscheinungsmöglichkeit des Sprechens aufgefasst, ebenso wie das äußere und schriftliches Sprechen.
Forschungsrelevante Gesichtspunkte des inneren Sprechens sind ihre
- Genese (Interiorisierungsprozesse),
- Struktur („lückenhaft, fragmentarisch, verkürzt“, tonlos, prädikativ) und
- Funktion. Von den Funktionen aus gesehen ist das innere Sprechen relevant für
- die Stabilisierung und Steuerung von Gedanken und Verhalten,
- die Selbstregulation und Planung,
- die Reflexion von Gedanken sowie
- die Kooperation mit gesellschaftlichen Formen und damit
- die Herstellung eines Bezugs zur Welt (hierzu zählen beispielsweise Aspekte der Sprachverarbeitung und des verbalen Gedächtnisses).
Im weiteren Sinne ist das innere Sprechen an der Formung unseres Bewusstseins beteiligt und ist eng mit der Ausbildung von Willensakten sowie von Persönlichkeit verbunden. Inneres Sprechen ist essentiell für die Selbstverständigung.
Vygotskij schreibt dazu: „die Sprache [ist] nicht nur ein Mittel, andere zu verstehen, sondern auch eines, sich selbst zu verstehen“ (Vygotskij, 1930a/1985, S. 328).
Meine derzeitige Forschung zum inneren Sprechen fokussiert auf Prozesse der Selbstattribuierung von Persönlichkeitsmerkmalen sowie Mentaltechniken.
Lektüreempfehlung:
Werani, Anke (2018): Inner speech and its impact on teaching. In: James P. Lantolf; Matthew E. Poehner: Merrill Swain (eds.). The Routledge Handbook of Sociocultural Theory and Second Language Development. New York: Routledge.
Werani, A. (2014): A review of inner speech in cultural-historical tradition In: Yasnitsky, A.; van der Veer, R. Ferrari, M. (eds.): The Cambridge Handbook of Cultural-Historical Psychology. Cambridge University Press. 272-294.
Werani, A. (2014): Inner Speech. In Thomas Teo (Ed.). Enzyclopedia of Critical Psychology. Heidelberg: Springer. 963-966.
Werani, Anke (2011): Inneres Sprechen – Ergebnisse einer Indiziensuche. Berlin: lehmanns